Familien- und fallorientierte Zusammenarbeit!

Frau mit kurzen Haaren vor Bücherregal

Kooperation zwischen unseren ambulanten Hilfen zur Erziehung und der Suchtberatung im Landkreis Leipzig

Speziell: Eltern mit Suchterkrankungen

Eltern, die mit einer Sucht­er­kran­kung leben, benö­ti­gen lang­fris­ti­ge und nach­hal­ti­ge Hil­fe und Unter­stüt­zung! Denn: eine elter­li­che Sucht­er­kran­kung ist eines der zen­trals­ten Risi­ken für die gesun­de Ent­wick­lung von Kin­dern und Jugend­li­chen. Wird die­se The­ma­tik nicht bear­bei­tet ist die Wahr­schein­lich­keit außer­dem recht hoch, dass Sucht auch in den nach­fol­gen­den Gene­ra­tio­nen ihren Platz fin­det.
Aber: oft erge­ben sich hohe Bar­rie­ren für Betrof­fe­ne und auch für Fach­kräf­te aus dem geglie­der­ten Sozi­al­sys­tem. Unter­schied­li­che Kos­ten- und Leis­tungs­trä­ger für die ver­schie­de­nen Hil­fe­sys­te­me wie zum Bei­spiel Sucht­hil­fe, Kin­der- und Jugend­hil­fe, Gesund­heits­sys­tem, Reha­bi­li­ta­ti­on etc. kön­nen zu mas­si­ver Über­for­de­rung sei­tens der Betrof­fe­nen füh­ren — bis hin zu Angst oder der völ­li­gen Ver­schlie­ßung gegen­über insti­tu­tio­nel­ler Unterstützungsangebote.

MAnn mit Bierflasche auf Brücke

Des­halb braucht es die regio­na­le und fami­li­en­ori­en­tier­te Zusam­men­ar­beit ver­schie­de­ner Akteu­re, die Aus­tausch und Ver­net­zung orga­ni­sie­ren —  mit dem Ziel, Eltern und Kin­der nied­rig­schwel­lig, bedarfs­ori­en­tiert und mul­ti­pro­fes­sio­nell zu errei­chen und so das Fami­li­en­sys­tem zu stär­ken. Die Bera­te­rin­nen der Ambu­lan­ten Hil­fen zur Erzie­hung des Weg­wei­sers koope­rie­ren daher für die beglei­te­ten Fami­li­en und Ein­zel­per­so­nen mit suchtspe­zi­fi­schem Hin­ter­grund mit den Sucht­be­ra­tungs­stel­len des DRK im Land­kreis Leipzig.

Vere­na Rasch­ke arbei­tet als Lei­te­rin der Sucht­be­ra­tungs­stel­le in Mar­klee­berg eng mit dem Fach­be­reich Fami­li­en­hil­fe zusam­men. Es gibt seit eini­gen Jah­ren eine Koope­ra­ti­ons­ver­ein­ba­rung, in der sich bei­de Teams regel­mä­ßig alle 6 bis 8 Wochen fall­spe­zi­fisch und auch fall­über­grei­fend zu Gesprä­chen tref­fen. Han­nah Sau­er­schell, Fach­be­reichs­lei­te­rin der ambu­lan­ten Hil­fen spricht von einem Anteil von 38% sucht­be­las­te­ter Fami­li­en­sys­te­me im Bereich der Sozi­al­päd­ago­gi­schen Fami­li­en­hil­fe des Weg­wei­ser e.V.s. Die Hälf­te die­ser Fäl­le sind zeit­gleich bei den Sucht­the­ra­peu­tin­nen des DRKs ange­bun­den. Die ande­re Hälf­te ist ent­we­der (bis­her) ohne suchtspe­zi­fi­sche Beglei­tung oder in Zusam­men­ar­beit mit einem ande­ren Trä­ger der Suchtberatung.

Synergien, die den Berater*innen, den suchterkrankten Eltern und den Kindern helfen

Der Vor­teil, den Vere­na Rasch­ke sieht, ist, dass Betrof­fe­ne ver­trau­ens­vol­ler — sie sagt wei­cher und leich­ter — den Über­gang in die Sucht­be­ra­tungs­stel­le schaf­fen, wenn Fami­li­en­hel­fe­rin­nen für die­sen Weg schon kon­kre­te Per­so­nen oder Anlauf­stel­len emp­feh­len kön­nen. Durch die enge Zusam­men­ar­beit kann der Ver­trau­ens­vor­sprung, den die Sucht­the­ra­peu­tin­nen des DRK mit den Fami­li­en­hel­fe­rin­nen des Weg­wei­sers haben, wie ein Fun­ke auf die Klient*innen über­sprin­gen und ein Gefühl von Sicher­heit ver­mit­teln. „Ohne das geht eine Ver­mitt­lung in wei­ter­füh­ren­de Hil­fe­for­men meist schlech­ter und sto­cken­der.“ sagt sie.

Auch der umge­kehr­te Fall ist für Betrof­fe­ne von Vor­teil. Sind erkrank­te erwach­se­ne Per­so­nen erst in der Sucht­be­ra­tungs­stel­le und bekom­men dann Sozi­al­päd­ago­gi­sche Fami­li­en­hil­fe, kön­nen die Therapeut*innen der Sucht­be­ra­tungs­stel­le ihre Klient*innen vor­be­rei­ten und spe­zi­fi­sche Fall­ge­sprä­che mit der ent­spre­chen­den Fami­li­en­hel­fe­rin führen.

Die Kol­le­gin­nen ken­nen sich seit vie­len Jah­ren und arbei­ten kon­struk­tiv und zuver­läs­sig zusam­men. Das hilft bei der Ver­mitt­lung und Über­ga­be der Klient*innen und es öff­net den Blick, so Rasch­ke. Sucht­the­ra­peu­tin­nen haben in ers­ter Linie die Erwach­se­nen im Blick. Aber durch die enge Zusam­men­ar­beit mit den Fami­li­en­hel­fe­rin­nen kön­nen auch die Kin­der inten­siv in die sys­te­mi­sche Arbeit ein­be­zo­gen werden.

Han­nah Sau­er­schell berich­tet, dass der Aus­tausch über das Wahr­neh­men von Ambi­va­len­zen der betrof­fe­nen Per­son und damit zusam­men­hän­gen­de Über­tra­gungs­ef­fek­te sehr hilf­e­reich war. Oft ist das Erken­nen, Benen­nen und Bear­bei­ten der kon­kre­ten Pro­ble­ma­tik in der Fami­lie für die Fami­li­en­hel­fe­rin­nen ohne die­ses suchtspe­zi­fi­sche Wis­sen und den Aus­tausch schwie­rig. Die­se regel­mä­ßi­gen Tref­fen der Teams brin­gen vie­le fall­spe­zi­fi­sche Erkennt­nis­se mit sich und kön­nen in die erfolg­rei­che Gestal­tung der Hil­fen einfließen.

Zusätzliche Arbeit, die sich auszahlt!

Die Koor­di­na­ti­on der Ver­net­zung steht seit vie­len Jah­ren mit auf dem Auf­ga­ben­zet­tel der Mit­ar­bei­ten­den des ambu­lan­ten Teams – als eigen­in­iti­ier­te Ver­net­zung mit dem­entspre­chen­dem Auf­wand. Doch die­se Arbeit zahlt sich aus. Wir sind dank­bar für den kol­le­gia­len und kon­struk­ti­ven Aus­tausch hier im Land­kreis Leip­zig und das gute Arbeits­ver­hält­nis, was sich über die Jah­re auf­ge­baut hat. Denn: der Aus­tausch unter­ein­an­der erhöht unse­re Hand­lungs­kom­pe­tenz. Wir möch­ten alle Trä­ger und Akteuer*innen von psy­cho­so­zia­len Unter­stüt­zungs­an­ge­bo­ten des­halb moti­vie­ren die Zusam­men­ar­beit unter­ein­an­der zu fördern.

Ein Spielfilm über die Lebenswelt von Kindern aus einer suchtbelasteten Familie