Naels* Auswanderungsgeschichte in die USA!
Kein Einzelfall — aber dieser zählt!
Anfang August letzten Jahres sammelten wir für Nael*, Mutter von drei Kindern, Frau mit Flucht- und Migrationsgeschichte, deutschlandweit verfolgt vom gewalttätigen familären Netzwerk des Ex-Partners und zur damaligen Zeit Schutzsuchende im Frauen- und Kinderschutzhaus, Spenden, um für sie und die drei Kinder ein sicheres Zuhause in den USA zu ermöglichen. Zu diesem Zeitpunkt hatte Nael* eine „Bescheinigung über den vorübergehenden Aufenthalt ohne amtliches Aufenthaltsdokument“, auch Fantasiepapier genannt, als Aufenthaltstitel des sächsischen Innenministeriums.
Trotz einer guten Integration der drei Kinder in der Schule und ihren Bemühungen, eine abgeschlossene Berufsausbildung zu erreichen, war ein Bleiberecht aussichtslos. Zusätzlich zu der verursachten Unsicherheit seitens der Ausländerbehörde kam eine ständige Verfolgung der familiären Patriarchen dazu. Der Ex-Partner hatte Nael* gegenüber Morddrohungen ausgesprochen und drohte mit der Entführung der Kinder in das Herkunftsland.
Tara*, ihre Sozialarbeiterin im Frauen*- und Kinderschutzhaus, hat Nael* als eine fürsorgliche Person kennengelernt, die sich für ihre Kinder, wie sie immer sagte, “ein normal-glückliches Leben” wünscht. Nachdem der Druck der Ausländerbehörde jedoch stieg und Nael* fortwähend nur dieses Fantasiepapier ausgestellt bekam, entschied sie sich für die Rückführung in die USA, durch die OIM (International Organisation of Migration), die bei Bewilligung eines Antrages auf Rückführung Reisekosten und ein zusätzliches Taschengeld von 150 bis 200 Euro pro Person bereitstellen.
Aus Erfahrung weiß Tara*, dass trotz der geplanten Rückführung und der Zusammenarbeit mit der IOM, Menschen dennoch abgeschoben werden. Im weiteren Verlauf der Rückführung kam es immer wieder zu Ausfällen von Sozialleistungen, die zunehmend die Prozesse verzögerten und zu Stress und Unsicherheiten bei den Kindern und Nael* führten. Vor und während des Rückführungsantrags waren Nael* und Tara* auf der Suche nach einer Hilfsorganisation in den USA, die die ersten Monate sichern sollten.
Sie sagt dazu:
“[…] von Frauenhäusern über Familienhäuser und Wohnungslosenhilfe haben wir zeitweise in der Woche sicherlich mit 15 verschiedenen Einrichtungen geschrieben und telefoniert — aussichtslos!! Gründe für die Abweisung waren unterschiedlich. Zum Einen ist das Hilfesystem in den USA nochmal mehr überlastet als hier und zum Anderen waren wir konfrontiert mit einem Bürokratiehürdenlauf. Soll heißen: Es braucht einen Wohnsitz in den USA. Um sich zu melden, muss man vor Ort sein, um vor Ort zu sein… .”
Was schließlich geholfen hat? Auf jeden Fall die Spenden, die Nael* als Startkapital mit nach Übersee nehmen konnte, um sich die ersten Wochen über Wasser zu halten. Sie mietete ein Hotel für die ersten Wochen, um sich in der neuen Heimat zu orientieren. Auch die Gespräche mit verständnisvollen Einzelpersonen bei IOM waren hilfreich, die Fallbesprechungen im Team und mit den Kolleginnen, das ewige Dranbleiben und die Hoffnung — all das hat geholfen! Schließlich wurde die Familie als “vulnerabel” eingestuft. Vor Ort wurde mithilfe der IOM ein zuverlässiger Kontakt zu einer Sozialarbeiterin aufgebaut, die bei den ersten Schritten unterstützten sollte. Heute ist Nael* mit ihren drei Kindern sicher angekommen. Tara* und das Team bekommen ab und zu Fotos von der neuen Umgebung.
Der Zeitdruck am Ende des Jahres war für alle enorm, um die Familie sicher und geplant noch in 2023 in die USA “rückzuführen”. Der Grund war das Antragsverfahren und die Zuständigkeiten, die sich ab 2024 ändern sollten. Das Rückführungsverfahren läuft seit Januar 2024 übers BAMF. Naels* “Vulnerabilität” wäre erneut einer Prüfung unterzogen worden — eine Abschiebung wäre wahrscheinlicher geworden…
Wir danken allen Spender*innen und Spendern, die uns bei der Suche nach finanzieller Hilfe konkret unterstützt haben. Es ging schließlich um die Sicherheit und das Leben von vier Menschen.
Vielen Dank.
* Namen von der Redaktion geändert.