Wenn zwei sich streiten …

zwei kinder streiten um einen Teddy

Wie Kindern das Streitschlichten beigebracht wird 

Wenn sich zwei strei­ten freut sich im Nor­mal­fall nie­mand. Dann sind oft Aus­sen­ste­hen­de rat­los. Man schaut lie­ber weg! Man blickt irri­tiert in der Gegend rum und zuckt mit den Axeln, man weiß nicht, wer von bei­den Par­tein nun im Recht ist, wer die Wahr­heit sagt und wem man schließ­lich glau­ben soll. Wer will sich schon ein­mi­schen, wer will für die Suche nach der Wahr­heit wert­vol­le Zeit inves­tie­ren? Wer hat schon die kom­mu­ni­ka­ti­ven Fähig­kei­ten Streit fair zu schlichten? 

Haben Sie schon ein­mal Streit unter Erwach­se­nen erlebt? Das geht ein­her mit Macht­aus­übung, Igno­ranz, Ängs­ten, Gefühls­über­flu­tun­gen und manch­mal sogar Lie­bes­ent­zug, wenn sich zum Bei­spiel Partner*innen unter­ein­an­der strei­ten. Sprich: die sicht­ba­re Sach­ebe­ne und die unsicht­ba­rer Bezie­hungs­ebe­ne spie­len im Streit eine wich­ti­ge Rol­le. Nimmt Streit in der Schu­le über­hand, kommt es unter Umstän­den zu Mob­bing, Schul­frus­tra­ti­on und Lernschwierigkeiten. 

Gehört es nicht des­halb zur sozia­len Pflicht­auf­ga­be und zur schu­li­schen Grund­aus­bil­dung zu wis­sen, wie man fai­re strei­tet? Streitschlichter*innen in Schu­len sind die rech­te Hand der Schul­so­zi­al­ar­beit. Sie hel­fen, in Hof- und Pau­sen­zei­ten den Umgang unter­ein­an­der so woh­lig und freund­lich wie mög­lich zu machen. Hier greift der Peer-Edu­ca­ti­on-Ansatz. Um Schüler*innen für das The­ma “Streit­schlich­ten” zu gewin­nen, arbei­ten unse­re Schulsozialarbeiter*innen in den Schu­len im Land­kreis Leip­zig jähr­lich dar­an, mehr Kin­der und Jugend­li­che zu Streitschlichter*innen auszubilden. 

Auch die­ses Jahr hat wie­der ein sol­ches Aus­bil­dungs­camp statt­ge­fun­den. Dank der Ein­satz­be­reit­schaft der Lei­te­rin des Fach­be­rei­ches Schul­so­zi­al­ar­beit Doreen Tschant­scha­la sind die­ses Jahr 40 Schüler*innen aus vier Schu­len dabei gewesen: 

Grund­schu­le Rötha
Grund­schu­le Böh­len
Gym­na­si­um Zwenkau
Lern­för­der­schu­le Borna

Die Schüler*innen aus die­sen Schu­len haben eine 3‑tägige Streit­schlich­ter­aus­bil­dung genos­sen. Trotz die­ser unge­wöhn­li­chen hete­ro­ge­nen Zusam­men­set­zung der Teilnehmer*innen hin­sicht­lich des Alters als auch der unter­schied­li­chen indi­vi­du­el­len Vor­aus­set­zun­gen auf­grund der Schul­art haben alle Betei­lig­ten nur posi­ti­ve Effek­te hin­sicht­lich der Zusam­men­ar­beit unter­ein­an­der festgestellt.

Ziele dieses Streitschlichter-Camps:

  • Inhalt­li­che Aus­bil­dung zu Streitschlichter*innen
    Ken­nen­ler­nen des Ablaufs einer Schlich­tung, Üben des Ablaufs einer Schlich­tung, Kommunikationsübungen
  • frei­es Spre­chen, Fra­gen stel­len, Nach­ha­ken, gemein­sa­me Kon­flikt­lö­sun­gen ent­wi­ckeln, sozia­le Kon­flikt­si­tua­tio­nen erken­nen und verstehen
  • Schu­lung von Team­fä­hig­keit und Sozialkompetenz
  • Selbst­or­ga­ni­sier­tes Ler­nen lernen
  • Ken­nen­ler­nen von unter­schied­li­chen Umset­zungs­stra­te­gien an unter­schied­li­chen Schu­len und Schularten
  • Ver­net­zung von Schüler*innen und Pädagog*innen untereinander

An drei Tagen wur­de inten­siv an den Pro­jekt­zie­len gear­bei­tet. Nach einem gegen­sei­ti­gen Ken­nen­ler­nen durch Team­spie­le, Vor­stel­lungs­run­den und Regeln klä­ren, arbei­te­ten die Schüler*innen in Klein­grup­pen nach Alter und Schul­art gemischt am Ablauf einer Schlich­tung. Die­se wur­de schritt­wei­se ein­ge­führt und in Rol­len­spie­len immer wie­der neu erprobt. Neben­bei erfuh­ren die Teilnehmer*innen etwas über die Gewalt­spi­ra­le und lern­ten das Eis­berg-Modell über Kon­flik­te ken­nen.

Ob Streit im Job oder Streit in Bezie­hun­gen, in Freund­schaf­ten oder in der Fami­lie, unter Jugend­grup­pen oder im Stadt­par­la­ment. Gut ist eine Streit­kul­tur, die von gegen­sei­ti­gem Resekt und der Fähig­keit, unter­schied­li­che Per­spek­ti­ven ein­neh­men zu kön­nen, geprägt ist. Eine offe­ne und respekt­vol­le Streit­kul­tur för­dert näm­lich Demo­kra­tie, Tole­ranz und Welt­of­fen­heit. Wir sind sicher, dass es zukünf­tig im Land­kreis Leip­zig jun­ge Bürger*innen und Bür­ger braucht, die in demo­kra­ti­schen Dis­kus­si­ons- und Abstim­mungs­pro­zes­sen die Viel­falt an Per­spek­ti­ven als Berei­che­rung erken­nen, die sich ein­zu­mi­schen, mit­re­den und genau hin­schau­en, wor­um es in Dis­kus­si­ons­de­bat­ten auf dem Schul­hof geht.
Die Chan­ce die­se Fähig­kei­ten zu erler­nen und in der Schu­le wei­ter­zu­ge­ben, bie­ten wir den Teilnehmer*innen unse­rer Streitschlichter-Camps.