Reichsbürger zerstört Frauenzentrum “Regenbogen” in Döbeln
Dem Frauenzentrum Döbeln wurde im Jahr 2014 von einem bekannten Reichsbürger aus Döbeln die Veruntreuung von Fördermitteln vorgeworfen, mit dem klaren Ziel, den Verein zu ruinieren. Anfänglich ist die Staatsanwaltschaft in Chemnitz dieser Anschuldigung nicht nachgegangen, doch als sich die Schwere der Anschuldigungen und die Frequenz über einen längeren Zeitraum hin wiederholten, musste sie die Ermittlungen einleiten.
Das Frauenzentrum arbeitete in seinen Hochzeiten in der Krisenintervention, der Beratung von Frauen bei Sexuellem Missbrauch und Häuslicher Gewalt, engagierte sich in der Jugend- und Mädchenarbeit und war Träger von einer Frauenschutzwohnung in Döbeln. Die damaligen im Verein tätigen Sozialarbeiterinnen waren Ansprechpartnerinnen für die Opferschutzbeauftragten der Polizei und vermittelten weiterführende Beratungen und Schutzräume. Der Verein widmete sich während des Syrienkrieges und der damit verbundenen Fluchtwelle der Migrant*innenarbeit, stellte Begegnungstätten zur Verfügung und stand für Willkommenskultur und Toleranz.
Das Frauenzentrum musste während der Anschuldigungen, in den Jahren 2014 bis 2015, rückwirkend die gesamte Finanzwirtschaft offenlegen. Alle Anträge, Abrechnungen, Belege, Auszahlungen und Bankbewegungen wurden geprüft. Schließlich konnte in einem einzigen Förderantrag ein Verfahrensfehler nachgewiesen werden. Daraufhin stellten wichtige Fördermittelgeber die Zahlungen ein und somit wurde die gesamte Arbeit des Frauenzentrums gefährdet. Angestellte Beraterinnen und Fachfrauen mussten entlassen werden und Projekte wurden kurzfristig beendet.
Nachdem die Vorstandfrauen, die mit der Angst, auch mit ihrem Privatvermögen zu haften mit privatfinanziertem Rechtsbeistand in die Gerichtsverhandlungen geladen wurden, begann ein Zerrüttungsprozess der Entmutigung und Erschöpfung. Das Verfahren liegt nun einige Jahre zurück. Der Prozess und die damit verbundenen Finanzkürzungen haben den Verein jedoch nachhaltig gebrochen. Der Verein löste sich am 23. September 2017 auf. Nach Aussage der Döbelner Zeitung auch aus Mangel an Nachwuchs und engagierten Menschen. Der Zeitungsartikel in der Döbelner Zeitung verharmlost die Arbeit der Frauen und gibt leider nicht wider, was mir Sabine Rötzsch in mehrmaligen Telefonaten schilderte.
Wir sind in Sachsen hinsichtlich der Umsetzung der Istanbul-Konvention nicht gut aufgestellt. Es fehlt nicht nur im Landkreis Mittelsachsen an ausreichenden Schutz- und Beratungsangeboten für Betroffene von häuslicher und sexualisierter Gewalt.
Doch es gibt Fortschritte: Eine Interventionsstelle mit Sitz in Freiberg wird in Kürze ihre Arbeit beginnen und das Angebot des Frauen*- und Kinderschutzhauses unterstützen. Dank engagierter Akteurinnen wie Annett Schrenk, Gleichstellungs- und Ausländerbeauftragte im Lankreis Mittelsachsen, die die Umsetzung der Istanbul Konvention fest auf der Agenda hat, sind zumindest kleine Schritte wahrnehmbar.