Jahresbericht 2021

Ken­nen Sie den Film “Hid­den Figu­res”? Der Film erzählt die Geschich­te von drei Afro­ame­ri­ka­ne­rin­nen, die in den frü­hen Sech­zi­gern bei der NASA arbei­te­ten. Die Ame­ri­ka­ner wol­len den ers­ten Men­schen in die Erd­um­lauf­bahn schi­cken, bevor die Rus­sen ihr Fähn­chen auf den Mond ste­cken. Die NASA rüs­tet auf und John­son, Vaug­han und Jack­son sind, wie vie­le ande­re Frau­en damals, „Human Com­pu­ters“, die von der NASA als Rechen­zen­trum aus­ge­nutzt wer­den. Wuss­ten Sie, dass auch die Facharbeiter*innen für Daten­ver­ar­bei­tung in der ehe­ma­li­gen DDR ver­mehrt Frau­en waren?

Sicher­lich fra­gen Sie sich jetzt, was, um Got­tes Wil­len, die­ser Film mit unse­rem Jah­res­be­richt zu tun hat? Es ist die aller ers­te Publi­ka­ti­on, die über die klei­nen all­täg­li­chen Bemü­hun­gen und Stra­pa­zen und natür­lich auch über Erfol­ge, Fort­schrit­te und das befrie­di­gen­de Gelin­gen spricht. Wir – das sind 94 Pro­zent Frau­en und 6 Pro­zent männ­li­che Kol­le­gen, spra­chen in die­ser Form 30 Jah­re lang nicht dar­über, was unse­re Arbeit aus­macht. Wir sind auch „Hid­den Figu­res“ — uner­kann­te Hel­din­nen, nur ohne das die NASA an unse­rer Arbeit Inter­es­se hat. Schließ­lich geht’s hier nicht um die Welt­macht, nicht wahr!?

Anfang der 70er Jah­re kommt der ers­te Per­so­nal Com­pu­ter auf den Markt und die Fach­ar­bei­te­rin für Daten­ver­ar­bei­tung ver­schwin­det lang­sam von der Bild­flä­che – Soft­ware­ent­wick­ler heißt das neue Berufs­bild. War die Bran­che unge­se­hen noch in den frü­hen 60ern weib­lich, weil die Arbeit müh­sam und stra­pa­zi­ös war – ohne die Hil­fe gro­ßer Rechen­ma­schi­nen, so wur­de sie ab den 70er Jah­ren schnell männ­li­cher, bes­ser bezahlt und ange­se­he­ner. Mitt­ler­wei­le ist die Bran­che durch und durch männ­lich und ver­dammt gut bezahlt. Ich fra­ge mich, was wäre, wenn Sozia­le Arbeit irgend­wie luxu­riö­ser, erfolg­rei­cher und kom­for­ta­bler wer­den könn­te? Wenn wir dicke Fir­men­wa­gen hät­ten, in rie­si­gen licht­durch­flu­te­ten Büros sit­zen wür­den und die 10-köp­fi­ge PR-Abtei­lung wöchent­lich irgend­wel­che Tex­te mit den Namen unse­rer Vor­stands­frau­en an die Pres­se schickt? Flie­gen wir dann in die Erd­um­lauf­bahn oder inter­es­siert sich die Wirt­schaft dann mehr für unse­re Arbeit?

Wir wün­schen Ihnen viel Freun­de mit dem Jahresbericht!