Jahresbericht 2022

Heft mit schwarzem Cover im Gras

Die Rentenlücke

Darf ich euch bzw. Sie kurz an unse­ren gest­ri­gen Mit­tags­tisch in Böh­len ein­la­den? Neu­lich war Susan­ne Rupp zufäl­lig bei uns. Sie ist Schul­so­zi­al­ar­bei­te­rin am Gym­na­si­um in Zwenkau, enga­giert, sym­pa­thisch, patent. Wie kamen wir noch­mal auf das The­ma „Neue Lie­be im Alter“?
Ach ja! Wir debat­tier­ten über die Nach­zah­lung von Ren­ten­kas­sen­bei­trä­gen für die Zeit, als ich noch stu­dier­te und danach als Solo-Selbst­stän­di­ge mit Klein­kind mein Glück ver­such­te. Kat­rin Dietsch, die Kol­le­gin mit der meis­ten Erfah­rung am Tisch, warf ein, dass eine Nach­zah­lung in die Ren­ten­kas­se nur bis zum 45. Lebens­jahr mög­lich ist. Ich dar­auf: „Mist, ganz knapp ver­passt, dann muss ich wohl noch­mal reich ein­hei­ra­ten!“. Alle lachten. 

Wie­so? Hei­ra­ten! Lie­be ist doch etwas ganz Wun­der­ba­res!
Zwei­sam­keit statt Ein­sam­keit, Sicher­heit statt Zwie­spalt. Aber was ist, wenn aus Lie­be Arbeit wird, die gesell­schaft­lich ver­an­kert, gan­ze Berufs­grup­pen abbil­det? Welt­weit sind 70 % des Per­so­nals in sozia­len und Pfle­ge­be­ru­fen weib­lich. Das Berufs­bild von enga­gier­ten ver­ständ­nis­vol­len und ein­fühl­sa­men Sozi­al­ar­bei­te­rin­nen passt doch gut in das Rol­len­bild der Lie­ben­den, oder? 

Warum nicht reich einheiraten? 

Susan­ne wirft ein, apro­pos hei­ra­ten, dass sie in ihrer Diplom­ar­beit zum The­ma „Neue Lie­be im Alter“ Stu­di­en ana­ly­sier­te, wie Frau­en über neue Part­ner­schaf­ten in der zwei­ten Lebens­hälf­te den­ken und wel­che Befürch­tun­gen sie haben. Frau­en sind nach wie vor haupt­ver­ant­wort­lich, wenn es zu einem Pfle­ge­fall in der Fami­lie kommt. Sie leis­ten durch­schnitt­lich 21 Stun­den pro Woche unbe­zahl­te Sor­ge­ar­beit und kom­bi­nie­ren die­se in 65 % der Fäl­le mit Berufs­tä­tig­keit. Frau­en brin­gen zudem dop­pelt so viel Zeit für die direk­te Pfle­ge­ar­beit von Kin­dern und älte­ren Ange­hö­ri­gen auf als Män­ner. Sie arbei­ten damit in ihrem Leben durch­schnitt­lich 18 Jah­re mehr als Män­ner. Die man­geln­de finan­zi­el­le Hono­rie­rung häus­li­cher Arbeit führt zu einem erhöh­ten Armuts­ri­si­ko für Frau­en, beson­ders bei der zuneh­men­den Scheidungsrate.

Fra­gen Sie sich nun, was die­se Mit­tags­tisch­de­bat­te mit unse­rem Jah­res­be­richt zu tun hat oder fra­gen Sie sich, wie ich aus die­ser Mise­re der ver­pass­ten Nach­zah­lungs­frist rauskomme?

Falls ers­te­res, hof­fe ich auf eure bzw. ihre Neu­gier, eini­ge Tex­te aus dem unten ver­link­ten Jah­res­be­richt 2022 zu lesen. Sicher­lich erschlie­ßen sich hier und da Zusam­men­hän­ge zwi­schen Lie­be, Care-Work und dem Dilem­ma und dem schwar­zem Cover.
Falls Sie die zwei­te Fra­ge inter­es­siert: ich fol­ge schon län­ger „Madame Money­pen­ny“ und „Bes­te Freun­din­nen — der ultra ehr­li­che Män­ner­pod­cast“. 🙂
Ich ver­blei­be ver­gnügt bis zur Ren­te und wün­sche euch bzw. Ihnen einen guten Appe­tit —  neh­men Sie den Jah­res­be­richt ruhig mit an den Mittagstisch.