Das Bücherregal im Kinderzimmer des Frauenhauses

Lui­se Stroth­mann hat 2019 einen Arti­kel in der TAZ ver­öf­fent­licht, mit dem Titel “Schmeißt die­se Bücher weg”, ein wahr­lich mit Ver­stand geschrie­be­ner Arti­kel. Auch wir schmei­ßen hin und wie­der Bücher weg und kau­fen dann schnell wie­der Neue. Das Weg­schmei­ßen ist nicht beson­ders öko­go­gisch, aber was sol­len wir mit über­hol­ten und alt­her­ge­bach­tem Fach­bü­chern und obso­le­ter Lite­ra­tur von vor 20 Jah­ren?

Seit Kur­zem arbei­tet Sabi­ne Schmutz­ler bei uns im Frau­en­schutz­haus. Sie hat sich beson­ders den Kin­dern ange­nom­men und eini­ge Bücher ent­deckt, die bei der Arbeit hel­fen kön­nen. Wir ste­hen vor einem bun­ten Bücher­tisch. Eins hält sie mir direkt vor die Nase.

“Rotkäppchen, wie geht es Dir?”

Das die Gebrü­der Grimm über ziem­lich bru­ta­le Gescheh­nis­se in ihren Mär­chen berich­ten, steht für die meis­ten Pädagog*innen unse­rer Zeit außer Fra­ge. In die­sem wun­der­schön illus­trier­ten Kin­der­buch ver­ar­bei­tet Rot­käpp­chen ihr Trau­ma, dass sie durch die Erleb­nis­se mit dem bösen Wolf und den Tod der Groß­mutter erlit­ten hat. Ein Jäger bringt Rot­käpp­chen mit einem Korb vol­ler schreck­li­cher Erin­ne­run­gen zum Bären. Über einen sehr lan­gen Zeit­raum beglei­tet der gut­mü­ti­ge und für­sorg­li­che Bär das Mäd­chen, baut Ver­trau­en auf, bringt täg­lich Nüs­se und Äpfel und erzählt Geschich­ten — bis Rot­käpp­chen wie­der Mut fasst. Eines Tages geht sie nichts ahnend auf Erkun­dungs­tour in den Wald. Sie fin­det das Haus der Groß­mutter und wird von schreck­li­chen Gefüh­len über­wäl­tigt. Doch der Bär bleibt trotz vie­ler ver­stö­ren­der Pha­sen an der Sei­te von Rot­käpp­chen. Ein wun­der­vol­les und klu­ges Buch für Kin­der und Erwachsene… 

Psst! Gute und schlechte Geheimnisse

In die­sem Buch wer­den ganz unter­schied­li­che Geschich­ten über Geheim­nis­se erzählt. Ergänzt mit Song­tex­ten, schö­nen Illus­tra­tio­nen und Gedich­ten ist das Buch sehr abwechs­lungs­reich. Es ist ein Zusam­men­le­se­buch für Kin­der und Erwach­se­ne. Isa­bel Albe­di, eine von ins­ge­samt drei­zehn Autor*innen die­ses Buches, erzählt von einem klei­nen Mäd­chen, dass einen rie­si­gen Wunsch hat, den sie aber für sich behält. Und weil sie ihn nicht raus­lässt, wird er immer und immer grö­ßer, “bis er nicht mehr in sie hin­ein­passt”. Aben­teur­li­che, lie­be­vol­le und auch trau­ri­ge und muti­ge Geschich­ten sind in dem Buch zu fin­den. Am Ende einer jeden Geschich­te gibt es zwei Begleit­sei­ten, die Hin­wei­se geben, wie sie gemein­sam mit dem Kind agie­ren kön­nen. Das Buch ist in Zusam­men­ar­beit mit dem Kin­der­schutz­bund entstanden. 

Nein! Ich will das nicht!

Der Titel des Buches lässt erah­nen, dass es sich um ein Buch zum Vor­le­sen für die Prä­ven­ti­on von sexu­el­ler Gewalt han­delt. Es ist geeig­net für Kin­der ab 8. Das Buch zeigt Mög­lich­kei­ten auf, wie sich Kin­der zur Wehr set­zen kön­nen. Die Autorin, Manue­la Die­rolf war über 30 Jah­re lang Kri­mi­nal­po­li­zis­tin und Ermitt­le­rin bei Delik­ten sexu­el­ler Gewalt. Spä­ter arbei­te­te sie als Anti­ge­walt-Trai­ne­rin in der Prä­ven­ti­ons­ar­beit und ist heu­te Heil­prak­ti­ke­rin und Psy­cho­the­ra­peu­tin. Sie hat in die­sem Buch ver­schie­de­ne Fäl­le kind­ge­recht auf­ge­ar­bei­tet, um Schutz­stra­te­gien und Hand­lungs­emp­feh­lun­gen zu geben. Emp­feh­lun­gen für päd­ago­gi­sche Fach­kräf­te und Eltern wer­den am Ende des Buches als Down­load angeboten. 

Der kleine Bauchweh

Corin­na Lei­big möch­te Kin­dern hel­fen, einen authen­ti­schen Umgang mit ihren Gefüh­len zu fin­den. Ganz lie­be­voll und ein­fühl­sam mit wenig Text und gro­ßen Illus­tra­tio­nen wird der klei­ne Bauch­weh vom gro­ßen Bau­weh auf­ge­fan­gen und getrös­tet. Ihm wird die Angst genom­men, mit sei­nen Gefüh­len allein zu sein. Ver­ständ­nis­vol­les Zuhö­ren und Dasein sind Tür­öff­ner. Die­ses Buch ist für Kin­der­gar­ten­kin­der und Grundschüler*innen gut geeig­net. Am Ende des Buches wer­den Erwach­se­ne mit Tipps und Rat­schlä­gen adres­siert. Es geht um Ent­wick­lung und Rei­fe­pha­sen bei Kin­dern, um Tren­nungs­angst und Selbst­ver­trau­en, die kind­li­che See­le, die Fami­lie und den Streß und auch um Rat­schlä­ge für Paa­re, wie sie das Eltern­wohl erhal­ten können. 

Ein sicherer Ort für Rufus

Die­ses Buch ist für alle Kin­der, die umzie­hen müs­sen. Rufus, ein klei­ner Kater, der in sei­nem alten Zuhau­se nicht gut behan­delt wird, kommt in ein neu­es Zuhau­se. Zuerst fühlt er sich unwohl und flüch­tet, klet­tert auf Bäu­me und wei­gert sich wie­der her­un­ter zu kom­men. Er faucht und kratzt und wehrt sich. Aßer­dem wird er von bösen Erin­ne­run­gen geplagt. Irgend­wann fällt ihm ein wun­der­schö­nes blau­es Kis­sen, was von Son­nen­strah­len ange­strahlt wird, auf. Dort macht er es sich gemüt­lich, denn die­ser Ort sit sicher. 

Alles in allem gibt es sicher­lich unend­lich vie­le Bücher, die beson­ders päd­ago­gisch-hilf­reich sind. Ganz beson­ders auf­ge­fal­len ist unter den Ver­la­gen jedoch der MONTEROSA Ver­lag. Ein Schwer­punkt des Ver­la­ges sind Bücher für Kin­der und Erwach­se­ne in schwie­ri­gen Lebenssituationen.