Für einen Perspektivwechsel in der Diskussion um Migration

junger Migrant

Türen öffnen statt verschließen

Was wür­den wir uns für uns und unse­re Fami­lie wün­schen, wenn wir flüch­ten müss­ten? Was für eine Gesell­schaft wür­de es uns erleich­tern anzu­kom­men, uns sicher zu füh­len und uns moti­vie­ren uns einzubringen?

Die Geschich­te von Migra­ti­on ist eine Mensch­heits­ge­schich­te. Da zu uns Men­schen in Not kom­men, sind Hil­fe und Soli­da­ri­tät die rich­ti­gen Ent­schei­dun­gen – dass wir gemein­sam dazu imstan­de sind, haben wir 2015 und 2022 bewiesen.

Aus einer ableh­nen­den Hal­tung, in der das Gerings­te noch gut genug war, ist eine Pra­xis gewor­den, geflüch­te­te Men­schen in ihren Bedürf­nis­sen wahr­zu­neh­men. Trotz gro­ßer Unsi­cher­heit und Ängs­te hat sich der Groß­teil der Bevöl­ke­rung des Land­krei­ses geöff­net. Unse­re Gesell­schaft hat sich bedeu­tend ent­wi­ckelt, indem sie Men­schen, die in Not waren und sind, auf­ge­nom­men hat. Wir haben neue Kom­mu­ni­ka­ti­ons­we­ge ent­deckt, alte Ver­wal­tungs­prak­ti­ken hin­ter­fragt und sind prag­ma­tisch neue Wege gegangen.

Um die­sen Weg fort­zu­set­zen, müs­sen wir Men­schen auch zukünf­tig eine Per­spek­ti­ve bie­ten, damit wir sie hal­ten und für unse­ren Land­kreis lang­fris­tig gewin­nen können.

Was wir brau­chen ist lebens­wür­di­ger Wohn­raum, unkom­pli­zier­ter, wohn­ort­na­her Zugang zu Schu­len und Kin­der­ta­ges­stät­te sowie Ange­bo­te zum Spracherwerb.

Nach­dem der Land­kreis im Jahr 2015 aus guten Grün­den von Gut­schei­nen auf Bar­geld­aus­zah­lun­gen umge­stellt hat­te, erfolgt nun mit der Ein­füh­rung von Bezahl­kar­ten für den täg­li­chen Bedarf eine Geset­zes­ver­schär­fung. Sol­che Rück­schrit­te sind auch mit sozia­lem Aus­schluss ver­bun­den. Men­schen haben mit die­sem Ver­fah­ren weni­ger Wahl­mög­lich­kei­ten; Ein­kaufs­or­te wer­den ein­ge­schränkt und die Teil­nah­me am kom­mu­na­len All­tag, wie bei­spiels­wei­se an Wochen­märk­ten, Stadt­fes­ten und am Ver­eins­le­ben, ist nur begrenzt mög­lich. Gesell­schaft­li­che Teil­ha­be wird so behindert.

War­um spre­chen wir oft nur von Men­schen, die unser Sozi­al­sys­tem belas­ten, wo wir sie drin­gen­der bräuch­ten als je zuvor?

In der Betreu­ung, in der Pfle­ge, im Hand­werk, in pri­va­ten Betrie­ben sind wir alle in Not und auf moti­vier­te Men­schen ange­wie­sen, wenn wir unse­re Lebens­qua­li­tät im Land­kreis erhal­ten wol­len. Der Zugang für alle Men­schen zum Aus­bil­dungs- und Arbeits­markt ist not­wen­di­ger denn je. Ohne die­sen gibt es kei­ne Inte­gra­ti­on. Lasst uns Türen für unse­re neu­en Nachbar*innen öffnen!

Wir alle pro­fi­tie­ren von Migra­ti­on, ins­be­son­de­re, weil wir Men­schen für unse­re Infra­struk­tur brau­chen und auch weil Bera­tungs­ein­rich­tun­gen oder die Erwei­te­rung von Mobi­li­täts­an­ge­bo­ten (bei­spiels­wei­se die neue Bus­li­nie vom Wohn­ort zur Schu­le) für uns alle ein Gewinn ist.

Lasst uns Lösun­gen fin­den, statt auf Pro­ble­men zu behar­ren! Es sind nicht nur die einen, die Unter­stüt­zung brau­chen – wir benö­ti­gen sie alle.

Unser Brief soll die­se feh­len­de Per­spek­ti­ve in die aktu­el­le Debat­te ein­brin­gen: Es geht um Men­schen, um ihr Recht auf Wür­de und huma­ne Behandlung.

Unser Land­kreis ist viel­sei­tig und inklu­siv. Wahr­haf­te Inte­gra­ti­on und Soli­da­ri­tät stärkt unse­re Gesellschaft!

Dazu sen­det eine Nach­richt an: info@rtm-lkleipzig.de
Fol­gen­de Infor­ma­tio­nen soll­te die E‑Mail ent­hal­ten:
Name, ggf.Organisation oder anomym als Pri­vat­per­son, Ort

Anonym unter­schrei­ben kön­nen Sie auch hier:
https://www.change.org/p/offener-brief‑f%C3%BCr-einen-perspektivwechsel-in-der-diskussion-um-migration

Erstunterzeichner*innen:

  • Gert­je Edel­mann, Privatperson
  • Mar­tin Lin­den­berg, Privatperson
  • Weg­wei­ser e.V.