Empowernde Gedanken für Mütter im Advent
“Dieses Jahr ist der erste Advent schon Ende November. Der Adventskranz, den bastel’ ich immer mit den Kindern, am besten dann an dem Wochenende vor dem ersten Advent.” Blick auf den Kalender. “Nächstes Wochenende schon? Puh …! Frank fand die Kerzen aus echtem Bienenwachs so schön, die muss ich noch besorgen. Tannengrün können wir ja im Wald schneiden — das verbinden wir mit einem Spaziergang am Freitagnachmittag nach dem Kindergarten. Dann darf ich aber die Gartenschere nicht vergessen! Ach Mist, die Deko! Oh no! Die ist in der Kiste ganz unten im Keller — ja, da wollte ich eigentlich schon letzte Woche mal Ordnung schaffen.”
Kommt Euch sowas bekannt vor?
Zack und schon wird aus einer Mücke ein Elefant, aus einer Kleinigkeit eine riesenlange To-Do-Liste, die sich schließlich immer weiter-schreibt. Viele Mütter erleben den Advent eher nicht als eine ruhige und besinnliche Zeit, sondern als eine Zeit, in der die Aufgabenliste noch länger wird, als sie sonst ist, und schon allein das Denken daran eher Bauchschmerzen als Vorfreude aufkommen lässt
Lysann Philipps, seit 13 Jahren beim Wegweiser e. V. in der Familien- und Erziehungsberatung, Diplom-Psychologin, Familien-Mediatorin und systemische Familientherapeutin gibt kleine Denkanstöße, wie Mütter mit Erfüllungsdruck und Perfektionsliebe stressfrei durch den Advent kommen.
Lysann schaut in die Zoom-Kamera und erzählt, dass sie mit einer Kollegin schon überlegt hat, eine Selbsthilfegruppe für Mütter in der Adventszeit zu gründen. Aber problematisch daran sei, dass Mütter im Advent ja keine Zeit haben. Die Liste, die manche Mütter in der „schönsten Zeit des Jahres“ bearbeiten ist manchmal tatsächlich unendlich lang. Kein Wunder, dass sich da so manche unter Druck gesetzt und überfordert fühlt.
Meine Kollegin empfiehlt, sich bereits jetzt einige Gedanken zu machen, wie alle Familienmitglieder gemeinsam eine schöne Zeit haben können und gemeinsam die Vorbereitungen zu stemmen.
Hier eine Reihe von Gedanken, um nochmal zu hinterfragen, wie die Feiertage dieses Jahr mal ein bisschen anders laufen könnten:
- Welche Dinge und Events sind von den Kindern, dir und deinerm Partnerin wirklich erwünscht? Was ist uns wirklich wichtig während der Feiertage? An welcher Stelle müssen wir uns vielleicht auch klar abgrenzen von den Wünschen aus dem weiteren Familienkreis, weil sonst vielleicht wieder alles zu viel wird?
- Wer ist an der Organisation und Planung beteiligt? Welche Aufgaben können abgegeben oder aufgeteilt werden? Welche Absprachen braucht es, damit man trotzdem den Überblick behält und wer ist das eigentlich, der den Überblick behält?
- An welcher Stelle können wir Ruhepunkte schaffen, um uns zu erholen? Alle brauchen mal Luft zum Atmen. Die Kinder wollen gern die neuen Spielsachen ausprobieren und Mama und Papa brauchen auch mal eine Pause auf dem Sofa. Dazu sind Feiertage ja auch da. Auch sorgt ein Spaziergang in schöner Umgebung manchmal dafür, dass Kindern ein Zuviel an Energie abbauen können und Eltern währenddessen wieder Kraft tanken.
- Wo können wir uns guten Gewissens von unserem Anspruch nach Perfektion verabschieden? Wie viele Festtagsessen brauchen die Feiertage, wie viele Geschenke? Wann möchten wir vielleicht lieber Zeit mit der Familie verbringen als in der Küche?
Und die vielleicht wichtigste Frage ist, wie wir uns von den hohen Erwartungen, die mit den Feiertagen verbunden sind, wenigstens ein bisschen lösen können? Dinge laufen nicht glatt, erst recht nicht in Familien, wenn viele Erwartungen da sind. Und manchmal sind genau diese Dinge, die nicht nach Plan liefen, am Ende die schönsten gewesen – oder das, woran man sich Jahre später noch erinnert und worüber man dann auch mit dem dazugehörigen Abstand wieder lachen kann.
Um eine schöne und vor allem erholsame und harmonische Zeit zu haben, ist es wichtig, dass alle Familienmitglieder einbezogen werden und alle was dazu sagen können. Vielleicht ist am Wochenende etwas Zeit, in Ruhe darüber zu reden?